Auf Wunsch einer einzelnen Dame (2)

„Guten Tag, die Höllische Verkehrs-AG, was kann ich für sie tun?“ Ich nuschle die Begrüßung ein bisschen, man sollte neben dem Telefonieren auch einfach nicht essen, aber was soll ich machen, wenn nette Kollegen ständig Kuchen anbringen? – Am anderen Ende eine sonore Männerstimme: „Oh, das ist ja schön, dass ich dich gleich erreiche.“ Der Kuchen bleibt mir spontan im Halse stecken. „Entschuldigen Sie bitte!?“ – „Wirklich schön, dass ich dich gleich erreiche. Wir waren beim letzten Mal so schön zusammen in der Bildergalerie.“ Der Tonfall wechselt von sonor zu leicht anbiedernd. „Ich denke mal, sie irren sich, ich bin mir ziemlich sicher, in letzter Zeit nicht dort gewesen zu sein…?“ – „Aber ich bin doch hier beim Begleitservice!“ Verdutzt. Was jetzt kommt, kann ich eigentlich nur damit entschuldigen, dass Samstagmorgen ist, ich zwar Kuchen hatte, aber keinen Kaffee, und vorher auf einer anderen Hotline eine Stunde lang der Teufel los war: ich raffe es einfach nicht. Und zu allem Überfluss hat die Höllische Verkehrs-AG einen Begleitservice – für Rollstuhlfahrer. „Jedenfalls waren Sie dort nicht mit mir, vielleicht kann ich sie verbinden, mit wem wollten Sie denn sprechen?“ – „Oooh, ja, ich würde auch sehr gern deine Freundinnen kennenlernen. Aber vielleicht können doch gleich wir beide…?“ –  „Neinnein, ich selbst mache das nicht. Das ist eine andere Abteilung.“ – „Aber ich hab doch die Nummer vom Begleitservice gewählt!“ – „Ich fürchte ja, Sie haben sich verwählt. Sie sind jetzt bei den Höllischen Verkehrsbetrieben.“ – „Jaja, da wollte ich ja auch hin.“ Eifrig. „Jetzt bin ich doch hier beim Begleitservice.“ – Meine rechte Gehirnhälfte wacht endlich auf. „Aber bei dem Falschen!“ Und dann kann ich nichts mehr sagen, weil ich mir in die Faust beißen muss, um nicht laut loszuprusten. Er meinte natürlich die andere Art von Verkehrsbetrieben.

8 Kommentare

  1. Ebenfalls sehr lustig…. 🙂 Wenn du noch mehr davon hast, könntest du ein Buch schreiben: „Meine Erlebnisse bei der H,,,,Verkehrs-AG“ ….Die heißt doch nicht wirklich so, oder?

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    1. Für ein Buch reicht´s dann leider doch nicht ganz… es waren ja nur ein paar Monate. Und auf den Namen bin ich gekommen (guter Hinweis übrigens, das hab ich meines Wissens nach nie richtig erklärt), weil „HAlle´sche V-AG“ mit leichtem sächsischen bzw. thüringischen Dialekt ausgesprochen eben etwas anders klingt. Und ich hatte ein paar dezent sächselnde Kollegen^^.

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  2. Ich stelle mir gerade die staunenden (oder erschrockenen … wer weiß….;) ) Gesichter der Kunden vor: „Hier ist die Höllische V-AG ….was kann ich für sie tun“ 🙂

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  3. Mangelhafter Service, also wirklich. Du hättest ihn doch wohl in die Bildergalerie begleiten können. Soviel Flexibilität kann man doch wohl voraussetzen. Verkehr ist Verkehr, ne?

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    1. Vielleicht dachte er auch, vom Call Center bis zum Escort sei es ohenhin kein großer Schritt mehr.
      (Und außerdem war da noch der Typ, der meinte, ich würde dafür bezahlt, mir seine Witze über Triebwagen anzuhören. Fällt mir gerade bei „Service“ ein.)

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          1. *kicher* Manche Kunden sind echt örks.
            Und du bringst hier tief verschüttete Erinnerungen hoch. Gerade fiel mir meine ehemalige Kollegin ein, Typ Chefsekretärin, etwas etepetete, da meinte mal ein Kunde, sie wäre sowas von unfähig, sie tauge höchstens für den Puff.

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