Monat: Juli 2013

Stillleben

Aufmerksame Leserinnen und Leser erinnern sich vielleicht noch an meinen vergeblichen Versuch, mir zeichen- und maltechnisch ein bisschen Weiterbildung angedeihen zu lassen. Nachdem ich zu dem Schluss gekommen war, dass ich es einfach an der falschen Stelle versucht hatte, waren erst mal andere Dinge wichtiger als Kunst, und dann stürzte ich mich auf das weite Feld der kostenpflichtigen Kunstkurse (in der Hoffnung, dass Leute, die sich dafür bezahlen lassen, anderen Leuten was beizubringen, eher in der Lage sind, künstlerische und philosophische Differenzen zu überbrücken), woraus man eigentlich einen eigenen Blogbeitrag basteln könnte, hätte ich mich in 90% der Fälle nicht bereits von den Homepages und Angebotskatalogen abschrecken lassen: Vormittagstermine und saftige Preise gingen Hand in Hand mit Werkbeispielen, die in mir den nagenden Verdacht aufkeimen ließen, dass es wieder so oder ähnlich laufen würde wie damals in der HGB. Long story short, am Ende machte ich ein sehr nettes Atelier in der Nachbarstadt ausfindig, wo ganz „akademiemäßig“ Zeichnen unterrichtet wird (also mir Augenmerk auf Bildaufbau, Perspektive, Kontraste und das ganze Zeug, was man kaum sieht, wenn es gut läuft, und tierisch stört, wenn man mal wieder vergessen hat, dass es sowas wie Fluchtpunkte gibt *hust*), und natürlich macht man auch dort als Neuling wieder Stillleben:

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Inzwischen ist daraus eine Vorzeichnung geworden:

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Das ganze Ding ist schon deutlich weiter (und an dieser Stelle kann ich amtlich verkünden: ich hasse Temperafarben. Wasserlöslicher Mist.), aber (noch) nicht dokumentiert. Mal sehen, was draus wird. Ich fürchte ja, zum Angucken ist es eher langweilig, aber ich für meinen Teil lerne gerade sehr viel. Und bin ausgesprochen erfreut, dass die Suche jetzt erst mal ein Ende hat.

World War Z

Worum geht´s? Gerry Lane und seine Familie stehen im Stau, als plötzlich eine Massenpanik ausbricht – scheinbar tollwütige Menschen beißen wild um sich und infizieren innerhalb von Sekunden die Gebissenen, die dann natürlich ebenfalls um sich beißen. Sie schaffen es gerade so zum evakuierenden Hubschrauber, nur um bald wieder vor die Wahl gestellt zu werden: Ex-UN-Sonderermittler Lane begleitet entweder ein Team, das versucht, den Ursprung der Seuche herauszufinden, oder sie dürfen gleich wieder dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Lane bricht also mit einem Virologen und einigen Marines zunächst nach Südkorea auf, wo die Seuche ihren Ursprung haben soll, um nach einem Beinahe-Fiasko weiter nach Jerusalem zu reisen. Bereits eine Woche vor Ausbruch der Seuche haben die Israelis eine Mauer um Jerusalem gezogen und erfreuen sich relativer Gesundheit – zumindest so lange, bis der Lärm innerhalb der Mauern die geräuschempfindlichen Zombies zu Höchstleistungen antreibt. Die Flucht in einem weißrussischen Flugzeug wird zum Alptraum (vor allem für mich, ich hab eh schon Flugangst), als kurz vor dem Landeanflug ein Zombie aus dem Schrank springt. Nach einer Bruchlandung schaffen es Lane und seine Begleiterin, sich zu ihrem Ziel nach Cardiff vorzuschlagen und Kontakt zu einer WHO-Forschungsstelle aufzunehmen. Und dort fällt ihm eine drastische Maßnahme ein, die zu einem Gegenmittel führen könnte.

Worum geht´s wirklich? Ein Zombiefilm ist ein Zombiefilm ist ein Zombiefilm. Oder nicht? „An Fantasy- oder Science-Fiction-Geschichten kann man immer sehr schön den inneren Zustand unserer Gesellschaft ablesen“, findet die Rezensentin der ZEIT, um den Autoren des Films zu attestieren, sie hätten zeigen wollen, wie sich Anarchie und der Zusammenbruch staatlicher Strukturen auswirken. Sie sagt dann noch ein paar andere Sachen, aber insbesondere der Vergleich der Zombies mit, ich zitiere, „mp3-verseuchten Jugendlichen oder älteren Smartphone-Nutzern“ ist so doof, dass ich insgeheim hoffe, sie hat das nur der Zielgruppe wegen gesagt, und versteht nicht etwa den Zombie als Weiterentwicklung einer sowieso entgleisten Autismusmetapher. Bei der FAZ meint man, „die zeitgemäße Verkörperung des Shitstorms, die pathologischen Ausläufer der viralen Idee“ diagnostizieren zu können. Ich denke ja, wer Subtext findet, darf ihn behalten. Nur eine Sache fällt auf: die Israelis haben den pfiffigsten Geheimdienst, bauen hohe, dicke Mauern und letztendlich scheitern ihre Sicherheitsvorkehrungen an lautstark singenden Orthodoxen. Ähem?

Kann man sich das angucken? Im Prinzip ja. Ich würde jedenfalls nicht ausdrücklich davon abraten. Für einen Zombiefilm ist „World War Z“ geradezu familientauglich: kaum Blut, kaum Splatter, und die Zombies sind eher eine amorphe Masse oder flitzen so schnell vorbei, dass man kaum mitbekommt, wie sie wirklich aussehen. Stehen sie doch mal für eine Nahaufnahme still, sieht man, dass sie eigentlich noch relativ gut beieinander sind und nicht, wie anderswo, schon im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Außerdem machen sie kuriose Geräusche. Es gibt genug retardierende Momente, in denen der Zuschauer seine gespannten Nerven wieder ein bisschen ausschütteln kann – genau deswegen wird er hartgesottenen Zombiefans wahrscheinlich eher zu lasch sein. Und wie in jedem ordentlichen Zombiefilm gibt es eine Reihe logischer Löcher (Wie kam der Zombie ins Flugzeug, und warum hat er dort so lange stillgehalten?), außerdem wirken viele Ideen auf mich ziemlich aneinandergeklebt, aus denen man mit etwas Liebe zum Detail vielleicht noch mehr hätte rausholen können. Mit anderen Worten: die Zombies sind im Sommer-Blockbuster angekommen. Und bei Brad Pitt.