Film

Passengers

Worum geht´s? Mechaniker Jim Preston (Chris Pratt) ist einer von 5.000 Menschen im Hyperschlaf, die das Raumschiff „Avalon“ zu ihrer neuen Heimat auf dem Planeten Homestead II bringt. Im Gegensatz zu den anderen 4.999 wacht er allerdings 90 Jahre vor dem Ende der Reise auf. Völlig allein in dem weitläufigen, luxuriös ausgestatteten Raumschiff verzweifelt er allmählich. Weil es in dieser Varinate der Zukunft Hyperschlafkammern gibt, aber keine Privatsphäre, kann er die schlafende Mitreisende Aurora Lane (Jennifer Lawrence), eine erfolgreiche Autorin, stalken. Ihre Texte und Videos gefallen ihm so gut, dass er sie schließlich aufweckt. Aurora lebt zunächst in dem Glauben, sie hätten beide das gleiche Pech gehabt. Unterdessen häufen sich auf dem Schiff merkwürdige techniche Ausfälle, doch Jim und Aurora haben nur Augen füreinander und verlieben sich. Als Jim ihr einen Heiratsantrag machen will, erfährt Aurora von Roboterbarkeeper Arthur (Michael Sheen), warum sie wirklich wach ist. Die technischen Probleme nehmen unterdessen überhand. Kurz vor dem Finale wacht auch Crewmitglied Gus Mancuso (Laurence Fishburne) auf, gibt Jim und Aurora die nötigen Infos, um das Schiff retten zu können, und stirbt. Unter Lebensgefahr verhindert Jim mit Auroras Hilfe einen Reaktorbrand. Aurora verzeiht ihm und die beiden leben auf der Avalon glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Worum geht´s wirklich? Weiße heterosexuelle cis-Männer können den gröbsten Mist bauen, am Ende kriegen sie die tolle (weiße heterosexuelle cis-)Frau.

An diesem Film ist so viel kaputt, dass ich das Listenformat wählen musste, weil ich so viel Unfug nicht in einen Fließtext bekomme.

  1. Am Anfang des Films wird das Schiff von einem Felsbrocken getroffen, weil es in ein Asteroidenfeld hineinfliegt. Im Weltall hört dich niemand schreien herrscht häufig freie Sicht über wirklich, wirklich weite Strecken. Hat die Avalon kein Radar?
  2. Jim wacht auf und das Schiff tut so, als liefe alles nach Plan. Müsste der KI, die es steuert, nicht auffallen, dass nur ein Passagier wach ist? Gibt es kein Protokoll, um jemanden von der Crew zu wecken? Sollte nicht ohnehin so aller 20 Jahre mal jemand nach dem Rechten sehen?
  3. Wieso ist ein Raumschiff, dessen Passagiere dort nur vier wache Monate verbringen, derart weitläufig und luxuriös mit Suiten, Kinos, Pools, Bars, Restaurants usw. ausgestattet? Angeblich ja eine Methode der Homestead Company, die Preise zu treiben, aber ernsthaft: Das ist alles unnötig materialverschwendend, wartungsintensiv und fehleranfällig. So nett der Pool an der Außen(!)wand des Schiffes aussieht, aus sicherheitstechnischer Perspektive ein Albtraum.
  4. Sollten die Schlafkammern nicht der Teil des Schiffes sein, der wirklich zu absolut allerletzt von einer Fehlerkaskade betroffen ist? Oder noch besser: Unabhängig vom Rest des Schiffes funktionieren?
  5. Wie kann es sein, dass jeder beliebige Passagier nicht nur die Schlafkammern einsehen kann, sondern auch noch Zugang zu sehr persönlichen Aufzeichnungen seiner Mitreisenden hat? Gibt es im 24. Jahrhundert keine DSGVO mehr?
  6. Mir fehlen wirklich die Worte dafür, a) wie unfassbar abgefuckt ich es finde, dass Jim Aurora aufweckt, und b) wie noch viel abgefuckter das Drehbuch damit umgeht. So viel moralischer Ballast ist einfach keine Prämisse für eine Romanze, und schon gar nicht so, wie im Film dargestellt. Interessanter wäre „Passengers“ als Kammerspiel gewesen, das zeigt, wie die beiden sich trotzdem zu arrangieren versuchen (oder eben auch nicht). Alternativ hätten einfach beide durch defekte Schlafkammern aufwachen können. Wenn es unbedingt einen Beziehungskonflikt geben muss, bietet das Setting „Zwei wildfremde Leute völlig allein im Weltraum“ wirklich genügend Material.
  7. Weder Jim noch das Drehbuch noch (vermutlich) große Teile des Publikums kommen auf die Idee, dass Aurora gar nicht imstande sein könnte, sich in ihn verlieben. Sie könnte lesbisch sein. Sie könnte ein trans Mann sein. Oder aromantisch und asexuell. Oder, oder, oder.
  8. Selbst Gus als die kompetenteste wache Person auf dem Schiff kommt nicht einmal auf die Idee, jemanden von der Mannschaft zu wecken. Wieso gibt es keine technische Crew, die vielleicht sogar automatisch aus dem Hyperschlaf geholt wird, wenn ein gewisses kritisches Level erreicht ist? Ich würde echt nie mit Homestead reisen, so viel ist sicher.
  9. Offensichtlich genügt es, sein Leben in einem höchst konstruierten Finale zu riskieren, um als romantischer Partner wieder interessant zu werden. Dass Jim sein Leben aufs Spiel setzt, ist durchaus ein mögliches Motiv für Aurora, ihm zu verzeihen, aber ich sehe beim besten Willen nicht, wieso sie wieder seine Partnerin wird.
  10. Auf dem Schiff gibt es einen „Autodoc“, ein medizinisches Gerät, das sogar Tote wiedererwecken kann. Also, wenn der Tote Jim ist. Bei Gus kommt niemand auf die Idee. Ist niemandem aufgefallen, dass es ein klein wenig rassistisch sein könnte, wenn der einzige Character of Colour stirbt und nicht wiederbelebt werden kann, der weiße Protagonist aber schon?
  11. Es gibt nur einen Autodoc. Wieso gibt es für 5.000 Leute nur einen Autodoc? Die durchschnittliche Hausarztdichte von 3 Ärzten auf 1.000 Leute zugrundegelegt, müssten es mindestens 15 Autodocs sein. Was ist, wenn der einzige Autodoc mal kaputt geht?
  12. Recht früh im Film wird klargestellt, dass es nicht möglich ist, an Bord der Avalon in den Hyperschlaf versetzt zu werden. Am Ende stellt sich heraus, dass selbst der Autodoc zur Hyperschlafkammer umfunktioniert werden könnte. Ja, was denn nun?
  13. Glück ist, diesem Film zufolge, die „wahre Liebe“ und ein Leben in Luxus. Alles andere ist unnötiges Beiwerk.
  14. Wieso hat der Drehbuchautor sich nicht wenigstens die Hälfte all der Fragen gestellt, die ich hier stelle?

Fazit: Zeitverschwendung. Ein wenig wirkt „Passengers“, als habe jemand eine ganz solide Science-Fiction-Story (einsamer Typ auf Raumschiff) geschrieben und dann beschlossen, sie mit Elementen aus „Titanic“ (die Asteroiden als Eisberg, Romanze mit Klassenunterschied, (Beinahe-)Tod des Mannes) und „Fifty Shades of Grey“ (Stalking, Hauptsache Reichtum und kein Entkommen aus der Beziehung für die Frau) anzureichern. Außerdem lagen noch Namen aus der Artussage herum (Avalon, Arthur). Als solle aus dem Ganzen eine schmutzige Atom-Bombe aus verdrehten Vorstellungen über Romantik und Frauenfeindlichkeit werden.

 

World War Z

Worum geht´s? Gerry Lane und seine Familie stehen im Stau, als plötzlich eine Massenpanik ausbricht – scheinbar tollwütige Menschen beißen wild um sich und infizieren innerhalb von Sekunden die Gebissenen, die dann natürlich ebenfalls um sich beißen. Sie schaffen es gerade so zum evakuierenden Hubschrauber, nur um bald wieder vor die Wahl gestellt zu werden: Ex-UN-Sonderermittler Lane begleitet entweder ein Team, das versucht, den Ursprung der Seuche herauszufinden, oder sie dürfen gleich wieder dahin zurück, wo sie hergekommen sind. Lane bricht also mit einem Virologen und einigen Marines zunächst nach Südkorea auf, wo die Seuche ihren Ursprung haben soll, um nach einem Beinahe-Fiasko weiter nach Jerusalem zu reisen. Bereits eine Woche vor Ausbruch der Seuche haben die Israelis eine Mauer um Jerusalem gezogen und erfreuen sich relativer Gesundheit – zumindest so lange, bis der Lärm innerhalb der Mauern die geräuschempfindlichen Zombies zu Höchstleistungen antreibt. Die Flucht in einem weißrussischen Flugzeug wird zum Alptraum (vor allem für mich, ich hab eh schon Flugangst), als kurz vor dem Landeanflug ein Zombie aus dem Schrank springt. Nach einer Bruchlandung schaffen es Lane und seine Begleiterin, sich zu ihrem Ziel nach Cardiff vorzuschlagen und Kontakt zu einer WHO-Forschungsstelle aufzunehmen. Und dort fällt ihm eine drastische Maßnahme ein, die zu einem Gegenmittel führen könnte.

Worum geht´s wirklich? Ein Zombiefilm ist ein Zombiefilm ist ein Zombiefilm. Oder nicht? „An Fantasy- oder Science-Fiction-Geschichten kann man immer sehr schön den inneren Zustand unserer Gesellschaft ablesen“, findet die Rezensentin der ZEIT, um den Autoren des Films zu attestieren, sie hätten zeigen wollen, wie sich Anarchie und der Zusammenbruch staatlicher Strukturen auswirken. Sie sagt dann noch ein paar andere Sachen, aber insbesondere der Vergleich der Zombies mit, ich zitiere, „mp3-verseuchten Jugendlichen oder älteren Smartphone-Nutzern“ ist so doof, dass ich insgeheim hoffe, sie hat das nur der Zielgruppe wegen gesagt, und versteht nicht etwa den Zombie als Weiterentwicklung einer sowieso entgleisten Autismusmetapher. Bei der FAZ meint man, „die zeitgemäße Verkörperung des Shitstorms, die pathologischen Ausläufer der viralen Idee“ diagnostizieren zu können. Ich denke ja, wer Subtext findet, darf ihn behalten. Nur eine Sache fällt auf: die Israelis haben den pfiffigsten Geheimdienst, bauen hohe, dicke Mauern und letztendlich scheitern ihre Sicherheitsvorkehrungen an lautstark singenden Orthodoxen. Ähem?

Kann man sich das angucken? Im Prinzip ja. Ich würde jedenfalls nicht ausdrücklich davon abraten. Für einen Zombiefilm ist „World War Z“ geradezu familientauglich: kaum Blut, kaum Splatter, und die Zombies sind eher eine amorphe Masse oder flitzen so schnell vorbei, dass man kaum mitbekommt, wie sie wirklich aussehen. Stehen sie doch mal für eine Nahaufnahme still, sieht man, dass sie eigentlich noch relativ gut beieinander sind und nicht, wie anderswo, schon im fortgeschrittenen Stadium der Verwesung. Außerdem machen sie kuriose Geräusche. Es gibt genug retardierende Momente, in denen der Zuschauer seine gespannten Nerven wieder ein bisschen ausschütteln kann – genau deswegen wird er hartgesottenen Zombiefans wahrscheinlich eher zu lasch sein. Und wie in jedem ordentlichen Zombiefilm gibt es eine Reihe logischer Löcher (Wie kam der Zombie ins Flugzeug, und warum hat er dort so lange stillgehalten?), außerdem wirken viele Ideen auf mich ziemlich aneinandergeklebt, aus denen man mit etwas Liebe zum Detail vielleicht noch mehr hätte rausholen können. Mit anderen Worten: die Zombies sind im Sommer-Blockbuster angekommen. Und bei Brad Pitt.