Monat: Mai 2011

Instrumental

Dieser Mai ist kein Wonne-, sondern ein Hetzmonat, und zwischen Köln, Karlsruhe, Halle und Berlin erlebt man zwar viel, zeichnet aber wenig, und neben der ganzen Rumherfahrerei studiert man ja auch noch ab und zu. Bevor es eine lange Rede wird, also besser gleich der kurze Sinn: zwei Archivbilder, die mancher vielleicht schon kennt und die zu schade sind, um in der Schublade zu versauern, sollen die Durststrecke überbrücken, bis ich die geballte Inspiration mal wieder in Ruhe umsetzen kann. Voilá:


Entmenschlicht

… so sollen Fleischesser Tiere, vor allem Nutztiere, betrachten. Das jedenfalls hat das Bonner Institut für Psychologie herausgefunden. Das klingt erstmal nachvollziehbar, ist aber auf den zweiten Blick ziemlich seltsam.

Der Testaufbau ist eigentlich ganz einfach: man macht eine Art Pre-Test, indem man Versuchspersonen verschiedene Emotionen als primär (Freude, Angst oder Wut) und sekundär (Melancholie, Hoffnung oder Schuldbewusstsein) einstufen lässt. Dann haut man die Begriffe wieder zusammen und lässt Herbivoren und Omnivoren ankreuzen, welche Emotionen sie Tieren, Menschen oder beiden zuordnen.

Geringe Überraschung: Vegetarier gestanden Tieren viel häufiger Sekundäremtionen zu, während Fleischesser diese als spezifisch menschlich einordneten und die Tiere sich mit „Instinktemotionen“ begnügen mussten. Diese klassische Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundäremotionen findet sich auch im Bezug auf Menschen, wenn einer bestimmten Gruppe abgesprochen wird, zu komplexen Gefühlen in der Lage zu sein. Das macht es dann leichter, sie zu töten und passiert daher im Zusammenhang mit Krieg, Vertreibung und Mord. Man spricht dann von „Entmenschlichung“.

Imhoff, der Bonner Sozialpsychologe, tut dies allerdings auch im Hinblick auf die Fleischesser. Zumindest äußert er laut dieser PM, er wolle herausfinden, ob Fleischesser Tiere entmenschlichen. Vielleicht wird er nur seltsam zitiert, weil es so schön eingängig ist, aber mich wundert genau das: Tiere sind nun mal keine Menschen, auch nicht die besseren, und dann von einer „Entmenschlichung“ zu reden, halte ich für irreführend. Allerdings ist die Studie nur als Abstract zugänglich, und im englischen Original liest sich das schon etwas anders:

conceptions of ‘human uniqueness’ are strategies of moral disengagement

Wohlgemerkt: bei ´human uniqueness´ geht es um den umgekehrten Mechanismus, nämlich den, Menschen als einzigartig (weil vernunftbegabt) anzusehen, und daher die Tötung eines Tieres weniger verwerflich erscheinen zu lassen (denn es ist ja nicht vernuftbegabt). „Tier“ ist sozusagen die Grundstufe, „Mensch“ eins drüber. Das Konzept „Entmenschlichung“ meint aber, dass Mensch und Tier auf einer Stufe stehen und das Tier (der Begriff suggeriert: verwerflicherweise) dann herabgesetzt wird, indem man ihm abspricht, zu komplexen Gefühlen fähig zu sein, weswegen man es ruhigen Gewissens töten und essen kann. Mit der „Entmenschlichung“ wird dem Tier also sein Platz als gleichberechtigter Partner verweigert, ´human uniqueness´stellt für mich etwas Differenztierteres dar: aus dem „Rang“ des Menschen können ganz unterschiedliche Schlüsse folgen, die vom platten „Krone der Schöpfung“ bis hin zum Konzept der Verantwortung für seine Umwelt reichen.

Diese beiden Denkansätze sollte man aber nicht durcheinanderwerfen, denn wenn man einem Fleischesser „Entmenschlichung“ seiner Nahrung vorwirft, dann wird der das erstens nur sonderbar finden und zweitens den Dialog abbrechen, denn gerade diese Fokussierung auf „Entmenschlichung“ in der deutschsprachigen Rezeption der Studie (soweit ich das überblicke), gibt ja den Vegetariern noch einen Grund mehr, Fleischesser für kaltherzige Monster zu halten, und verschärft somit lediglich die Kluft aus Stereotypen und Trotzreaktionen. Die Sache mit der „human uniqueness“ hingegen lässt sich offener weiterdenken und ist nicht gleich von vornherein negativ besetzt.

Möglicherweise bin ich nicht besonders berufen, mich dazu zu äußern, denn ich esse ja Fleisch. Allerdings scheine ich unter den Carnivoren auch ein spezieller Fall zu sein, denn die oft beschworene und ach so unlogische Diskrepanz zwischen „Nutztier = Essen“ und „Haustier = Freund“ sehe ich nicht. Schweine sind prinzipiell sicher ebenso intelligente und verspielte Hausgefährten wie Hunde, und entgegen landläufiger Klischees auch sehr reinlich. Und gebratenes Mäusebein würde ich nicht ablehnen, weil ich diese fiepsigen, felligen Tierchen mal daheim im Käfig hatte, sondern weil da nichts dran ist. Es gibt ein bekanntes Gedankenspiel, bei dem man sich vorstellen soll, auf einer Party ein leckeres Gulasch zu essen und dann bei der Frage nach dem Rezept erfährt, dass man dafür 1kg Fleisch vom jungen Labrador braucht. Die meisten Fleischesser, so die Annahme, wären entsetzt. Ich würde eher fragen, wo man denn Fleisch vom jungen Labrador bekommt.

Da ich aber keine miese Tiertötungsverfechterin sein will, müsste dieser Labrador wenigstens artgerecht gehalten worden sein. Vieles würde schon besser, meine ich, wenn die Leute in Bezug auf ihr Essen anspruchsvoller wären. Wie geht das zum Beispiel zusammen, für den Veggie-Tag zu sein (s.u.), sich dann aber den Rest des Semesters in der Mensa am garantiert unökologisch-massentiergehaltenen Putenschnitzel zu bedienen? Das letzte Mal, als ich ein solches auf dem Teller hatte, blieb es mir im Halse stecken (es war außerdem ziemlich trocken), hingegen muss ich aufpassen, Leuten nicht damit auf den Nerv zu gehen, wie gut so ein Filetstück vom glücklichen Rind schmeckt (gibt´s auf dem Wochenmarkt – einfach salzen, pfeffern und anbraten, schmeckt gut durch und noch zartrosa gleichermaßen). Das kann man zwar nicht jeden Tag haben, weil es entsprechend mehr kostet, dafür sehe ich es gerade als Konsequenz aus dem Konzept der ´human uniqueness´an, dass man sich gefälligst gut um das zu kümmern hat, was man essen möchte, und nach diesem Anspruch auch seinen Konsum richtet. Egal, ob bei Tieren oder Pflanzen.

PS: Wer sein Verhältnis zum Fleischessen ein bisschen auf die Probe stellen möchte, dem empfehle ich diese Fotostrecke. Interessanterweise hat es der Urheber Tomaso Ausili aber abgelehnt, seine Bilder für Vegetarier-Kampagnen zur Verfügung zu stellen (Quelle). Jemand, der Gedanken über Fleischkonsum deutlich über Vegetarier-Parolen hinaustreibt und dabei, Zitat, „open source“ denkt, schreibt hier.

Bruce meets Harry

Irgendwann sollte es mal eine Postkarten-Kampagne für filmriss geben, bei der sich berühmte, aber nicht zusammenpassende Blockbuster-Figuren treffen. Es wurde nichts daraus, aber ich finde die Idee, wie sich Batman und Harry in die Wolle kriegen, immer noch lustig. Bei einem Duell Batmobil vs. Zauberstab würd ich aber auf die Fledermaus setzen – soweit bekannt, hilft Harrys persönlicher Schutzzauber ja nicht gegen Superhelden-High-Tech. Und Batman sieht selbst in Badehose und mit Stiernacken heiß aus.

Bunt gemixte Avatare

Es gibt ja so unglaublich viele Rollenspielsysteme. Und noch viel mehr Rollenspieler. Und damit die besser zueinanderfinden, gibt es den RPG-Treffenplaner, den ein Bekannter erstellt hat. Was das mit mir zu tun hat? Ich durfte bunte Bildchen malen, damit die Besucher auf der etwas spröden Bedienoberfläche was zu gucken haben. Hat Spaß gemacht, auch wenn ich vom Rollenspielen nicht die geringste Ahnung habe.

Das war der erste Entwurf:

Für jeden sollte etwas dabei sein, also tummeln sich hier das klassische Fantasy-Personal, der universell einsetzbare Detektiv, Plüschtiere („Power, Plüsch & Plunder“ hat es mir zwischendrin schwer angetan) und ein Space-Punk, der erst eine, Zitat Vorgabe, „große Knarre“ haben sollte, dann aber doch nur ein Alien zum Spielen bekam, weil ich Pazifistin bin. Der findige Beobachter wird merken, dass die Elfe gerade den Esel köpfen will, was daran liegt, dass sie zunächst nur unmotiviert mit dem Schwert wedelte und ich dann den Esel davorgesetzt habe. (Okay, das mit der Pazifistin war gelogen – ich kann keine vernünftigen Waffen malen.) Und der noch findigere Beobachter wird sehen, dass der Wolf nicht nur kein rechtes Bein, sondern auch unterschiedlich viele Klauen pro Hand hat. Ich kann bei sowas nicht mehr schlafen, also gab es einen zweiten Entwurf:

Das hätte eigentlich schon so bleiben können, wenn…  ja, wenn ich nicht gerade in einem Anfall geistiger Umnachtung einen 36er Pack sinnlos überteuerte Ölminenbuntstifte gekauft hätte (fragt nicht) und die alle ausprobieren musste. Und daher sieht so das Endergebnis aus: